Keinen unerwünschten Einblick gewährt das Wohnhaus aus leichter Holzkonstruktion auf einem soliden Betonsteinsockel. Die raue Schale behütet das offen konzipierte Innere. Der Baugrund liegt auf einem zur stark befahrenen Bundesstrafle hin abfallenden Hang. Um dem Verkehrslärm zu entgehen, wurde der Baukörper im hinteren Teil der Parzelle – möglichst weit von der Strafle entfernt – angeordnet.
Wenn man sich dem Haus über den ansteigenden Zufahrtsweg am östlichen Grundstücksrande nähert, bietet sich einem der Anblick einer gut befestigten Anlage. Hervorgerufen wird dieser Eindruck durch den massiven Betonsockel – die äuflere Schale besteht aus unverputzten Betonzwischenwandsteinen, aus dem etwas zurückversetzt ein grüner Holzkubus mit Satteldach emporwächst. Mit in der zweischaligen Wandkonstruktion integrierten Schiebeelemente aus Baueternittafeln können die Öffnungen im Unterbau vollständig geschlossen werden, sodass eine homogene graue Fläche entsteht.
Der Baukörper ist dem Geländeverlauf entsprechend gestaffelt. Dem eigentlichen Gebäude vorgelagert ist die Terrasse, unter der das Architekturbüro untergebracht ist. Das beim Aushub angefallene Erdreich wurde als Schutzwall gegen den Straflenlärm angeschüttet.
Durch die klare räumliche Trennung von Büro und Wohnbereich ist ein ungestörtes Arbeiten möglich. Die Nähe von Arbeitsplatz und Wohnung wird von der Familie als grofler Vorteil betrachtet; lange Anfahrten ins Büro fallen weg und trotz der unregelmäfligen Arbeitszeit eines Architekten kann möglichst viel Zeit gemeinsam verbracht werden. Den Grundriss bildet ein exaktes Quadrat: Die hintere Hälfte davon nimmt der Wohnbereich ein, die vordere das Atelier und die darüberliegende Terrasse. Diese erhält durch eine Umfassungsmauer eine massiven Abschluss, wodurch dieser Teil den Charakter eines Innenhofes erhält. Alte Dachbodenziegel als Pflasterbelag und die eingebauten Spolien – zum Beispiel ein altes steinernes Brunnenbecken – erzeugen einen warmen Kontrast zur rauen Schale.
Für das Obergeschoss des Wohnhauses wählte Architekt Fleiß die Konstruktionsform des Holzgerippebaus. Durch den hohen Vorfertigungsgrad – die einen Meter breiten, vorgefertigten Elemente wurden samt Dämmung geliefert – konnte der Holzbau innerhalb von zwei Wochen fertiggestellt werden. Der dem Bau zugrundeliegende Modul ist an der hinterlüfteten Holzfassade an den in kontrastierendem Weifl gehaltenen senkrechten Leisten ablesbar.
Dem langgestreckten Raum des Architekturbüros verleiht die weiß gekalkte Fertigteildecke mit eingehängten Kellersteinen das Flair einer alten Werkstätte. Ein angenehmes Raumklima schafft die Innenhaut aus hinterlüfteten Birkensperrholzwänden, die wie eine Kiste in den Bauteil hineingestellt sind. Das Parapet liegt nur wenig über der Grasnarbe des Gartens – der entspannende Ausblick von den Zeichentischen richtet sich daher direkt in die „Käferzone“.
Nach auflen präsentiert sich das Haus zwar geschlossen, das Innere ist aber sehr offen konzipiert. Dennoch gibt es viele Nischen und Rückzugsgebiete zum Alleinsein. ‹ber die gesamte Breite ist der Wohnraum zur Terrasse hin verglast. Die einzelnen Nutzungsbereiche sind durch Schrankeinbauten voneinander getrennt. Der Erschlieflungsbereich und die Sanitärzellen sind entlang der geschlossenen Nordwand angeordnet.
Im Westen schlieflt eine „türkische Sitzecke“, die mit groflen Kissen zum Kuscheln und Faulenzen einlädt, an den Wohnraum an. Dieser ebenfalls quadratische kleine Raum mit einer Lichtkuppel ragt als einziges Element aus der strengen Grundrissform heraus. Dieser ebenfalls grün gestrichene Holzquader schwebt einige Zentimeter über dem Gartenboden. Im Obergeschoss gruppieren sich Schlafkojen um einen multifunktionalen Raum zum Spielen oder Arbeiten. Es wurde das Gebäudevolumen bis unter das Dach ausgenutzt, wodurch die Kojen – für Kinder besonders aufregend – je einen hochliegenden Schlafplatz mit Oberlicht erhielten.